Landrat Manfred Müller besucht die angehenden Sozialassistentinnen und Sozialassistenten des Helene-Weber-Berufskollegs im Westphalenhof in Paderborn

Menschen jenseits der 50 kennen noch Poesiealben. Das waren Freundschaftsbücher, in die man Glanzbilder klebte und anrührende Reime und Verse eintragen ließ. Für jene, die ein solches Buch besitzen, ist es immer noch ein Schatz voller wertvoller Erinnerungen, den sie sorgfältig hüten. Die 16 Bewohnerinnen und Bewohner der Stiftung Westphalenhof freuten sich sichtlich, als sie von Schülerinnen und Schülern des Helene-Weber-Berufskollegs zum Abschluss eines bunten Nachmittages ein solches Poesiealbum überreicht bekamen. Die Veranstaltung ist Teil ihrer Ausbildung: Die angehenden Sozialassistentinnen und Sozialassistenten gehen seit 2004 einmal pro Jahr in den Westphalenhof, ins Altenheim St. Johannesstift und St. Elisabeth in Paderborn, um in der Praxis das auszuprobieren, was sie im Rahmen ihrer Ausbildung in den Unterrichtsfächern Erziehung und Soziales, Sportgerontologie und Musik gelernt haben. Mit eingeladen war an diesem Nachmittag auch Landrat Manfred Müller. Die Berufsfachschule für Gesundheitswesen befindet sich in Trägerschaft des Kreises Paderborn. „Ihr habt einen Beruf mit Zukunft gewählt, der euch persönlich viele Perspektiven bietet und Menschen wirklich hilft“, sagte der Landrat.

„Ein Bürojob ist nicht wirklich was für mich. Ich will helfen. Mich um Menschen kümmern. Wer sich hier angesprochen fühlt, ist in einer Ausbildung zur Sozialassistentin oder zum Sozialassistenten genau richtig“, sagt Margret Wegener, Lehrkraft am Helene-Weber-Berufskolleg. Voraussetzung ist mindestens ein Hauptschulabschluss. Die Vollzeit-Ausbildung an der Berufsfachschule für Gesundheitswesen dauert zwei Jahre und hat einen hohen Praxisanteil. Die Schülerinnen und Schüler lernen beispielsweise, wie man ein gesundes Essen zubereitet, einen Haushalt führt oder auch Menschen beim Ankleiden hilft. Praktika in Seniorenheimen, bei ambulanten Pflegediensten und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen runden die Ausbildung ab. Wer die zwei Jahre erfolgreich durchläuft, ist staatlich geprüfte(r) Sozialassistentin oder Sozialassistent, hat auch noch die mittlere Reife (Fachoberschulreife) in der Tasche und bekommt ein Zertifikat als Betreuungskraft. Danach kann man sofort in Seniorenheimen, Krankenhäusern, ambulanten Diensten oder auch Einrichtungen der Behindertenhilfe Arbeit finden oder eine weitere Ausbildung im sozialen Bereich absolvieren.

„Nachmittage wie diese sind für die Senioren ganz wertvolle Zeit“, erzählt Wegener. Auf dem Programm stehen im Westphalenhof Bewegungsübungen, Gespräche und Geschichten, und das Singen von Volksliedern. „In diesem Jahr haben wir uns für Poesiealben als kleines Abschlussgeschenk entschieden, weil diese kleinen Bücher gerade auch älteren Menschen helfen, sich zu erinnern“, erläutert Wegener. Das Blättern ist wie eine Reise in die Vergangenheit, die das zurückbringt, was Krankheiten geraubt haben. Und sei es nur für den Moment. Dann schlägt sie selbst das kleine selbstgebastelte Heft auf. „Willst du glücklich sein im Leben, trage bei zu andrer Glück; denn die Freude, die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück“: „Das ist genau das, was den Beruf des Sozialassistenten ausmacht, was er fordert und was er gibt“ sagt sie. Die Anmeldefrist für den neuen Ausbildungsgang ist zwar schon gelaufen. Aber es lohne sich, am ersten Schultag im neuen Schuljahr einfach mal beim Helene-Weber-Berufskolleg vorbeizuschauen. Manchmal springe der ein oder andere im letzten Moment ab, „und das ist dann die Chance für den Nächsten“, betont Wegener.

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