daWann?
Mittwoch, 29. April 2015, (90 Minuten)

Wo?
„Spieleraum“ des HWBK‘s

Was?
Im Rahmen des Präventionsprogramms „Check it“ fand ein Gespräch zwischen zwei drogenabhängigen Menschen und den Schüler/Innen der HERZB12 statt, wobei wir durch die Befragung einige interessante Einblicke in deren Lebenswelt bekommen durften.

Wer?
Zwei Suchtkranke der Station Nadelöhr (LWL-Klinik), zwei Mitarbeiter, Frau Lausberg und die Schüler/Innen der HERZB12.

Warum?
Zurzeit setzen wir uns im EW-Unterricht mit dem Thema Alkohol- und Drogenkonsum auseinander.

 

Häufig gestellte Fragen der Schüler/Innen:

Welche Droge konsumiert ihr?
Heroin (ohne Nadel) , Methadon, Opium

Wie lange seid ihr schon drogenabhängig?
16 und 28 Jahre (Die Männer waren 42 und 43 Jahre alt)

Was war der Auslöser dafür, dass ihr euch entschieden habt, Drogen zu nehmen?
Bei Person A war es die schlechte Kindheit, in der er sich nach Geborgenheit und Fürsorge sehnte. Die Drogen konnten ihm dieses vermisste Gefühl auf einen Schlag geben. Bei Person B war es auf den Streit der Eltern zurückzuführen. Er suchte einen Ausweg und stieß auf die Nachbarn, die in der Wohnung Drogen nahmen. Dies wurde dann schließlich zur Regelmäßigkeit.

Wie verhielt/ verhält sich euer Umkreis, Familie, Freunde?
Person A hat eine 28-jährige Freundin, welche ebenfalls Drogen nimmt. Beide machen nun gemeinsam einen Entzug bei der Station Nadelöhr. Seine Verlobte brachte ein Kind mit in die Partnerschaft. Zu den Eltern hat er seit neun Jahren keinen Kontakt. Person B hatte früher einen Freundeskreis, welcher ebenfalls einige Drogen nahm und sich als Punker kleidete. Zwar legten sie zunächst Grenzen fest, welche Drogen genommen werden dürfen, diese wurden jedoch nach kürzester Zeit schon überschritten. Seine Mutter weiß über die Abhängigkeit Bescheid und hat mäßigen Kontakt mit ihm.

Habt ihr Unterstützung bekommen bei z.B. Entzugsversuchen?
Beide haben mehrere Entzüge gemacht (waren auch im Gefängnis), oft wurden sie dann aber wieder rückfällig. Es wurde ebenfalls deutlich, dass es sehr schwer sei, in einer Entzugsklink aufgenommen zu werden.

Wie finanziert ihr die Drogen?
Zunächst hatten beide einen Beruf. Doch irgendwann fingen sie an, kriminell zu werden. Sie betrogen, fälschten Kreditkarten und beklauten sogar die eigene Familie. Dabei standen sie häufig unter Drogeneinfluss.

Habt ihr Erfahrungen mit Krankheiten gemacht oder gesundheitliche Folgen erlebt?
Außer den typischen Folgen eines Rauchers (veränderte Stimme und Aussehen), zum Glück keine. Jedoch gab es Bekannte, die an AIDS oder Hepatitis B starben.

Wie kommt man an den Stoff?
Der Stoff kann vor allem in den Niederlanden erworben werden, wobei es immer wieder aufs Neue riskant ist, erwischt zu werden, oder aber von bestimmten Dealern aus der Nähe. Es seit heutzutage sehr leicht, an den Stoff zu kommen. Selbst im Gefängnis war dies möglich.

Gründe und anschließende Gefühle bei Drogeneinnahme?
Ein vermisstes Gefühl von Geborgenheit kann erlebt und Sorgen sowie Probleme können vergessen werden. Aber auch bei positiven Erfolgen möchten sie sich mit der Einnahme „belohnen“.

Wie läuft ein Entzug ab, z.B. bei der Station Nadelöhr?
Zunächst wird man entgiftet, anschließend folgt ein 6-monatiger Entzug.

Besondere Wünsche oder Zukunftspläne?
Beide sehnen sich nach einem geregeltem, drogenfreien Leben. Dazu gehört es auch, wieder arbeiten gehen zu können. Person A möchte mit seiner Verlobten ein gemeinsames Kind bekommen, welches drogenfrei aufwachsen soll!

 

Nun ein paar Äußerungen einiger Schüler nach dem Gespräch…

Wie habt ihr euch nach dem Gespräch gefühlt?
Es war sehr interessant und ich habe viel gelernt.
… Ich war sehr gerührt von deren Geschichte.
… Ich konnte ein viel größeres Verständnis für Suchtkranke entwickeln.

Habt ihr Vorurteile gegenüber Suchtkranken verloren?
…Ja! Ich habe mir Drogenanhängige vorher als krank und unfreundlich vorgestellt.
… Ja, denn es hat mir gezeigt, dass Drogenabhängige eigentlich ganz normale Menschen sind, die eine Sucht haben. Leider werden sie in der Öffentlichkeit oft mit unfreundlichen Blicken beworfen und mit Vorurteilen konfrontiert.

Hat sich eure Einstellung zum Drogenkonsum geändert?
… Nein, jedoch habe ich jetzt ein Bild davon bekommen, wie Drogenkonsum aussehen kann.
… Ich war nach wie vor davon abgeneigt, Drogen zu konsumieren, jedoch verstärkte das Gespräch meine Ansicht.

Könntet ihr euch einen Beruf mit Schwerpunkt Drogen vorstellen?
… Nein, das wäre mir zu persönlich.
… Eventuell, es wird eine sehr starke und belastbare Persönlichkeit gefordert, da es häufig Rückfälle gibt.

Konnten alle eure Fragen beantwortet werden?
… Ja, ich habe sehr viel erfahren.
… Beide waren sehr offen und beantworteten fast alle Fragen.

Habt ihr neue Erkenntnisse gewonnen?
… Ich persönlich gelang zu dem Verständnis, dass eine Drogenabhängigkeit auch eine anerkannte Krankheit ist, die meist durch negative frühkindliche Erfahrungen entwickelt wird.

Würdet ihr ein solches Gespräch weiterempfehlen?

…Ja, da Schüler (besonders Gefährdete) darüber informiert werden können und Gefahren verbeugt wird.

Link zum Flyer der Station:
http://www.lwl.org/klinik_guetersloh_download/pdf/Drogenentzug.pdf

 

Erstellt von Evelyn Neuhardt, Laura Hartel und Kristin Schmidt.

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